Inhalt laden...
Zum Glück ist das nur ein Gedankenspiel. Die Unternehmen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Deutschland sorgen für eine hervorragende Wasserqualität, Versorgungssicherheit und arbeiten auf einem hohen technischen Niveau.
Regelmäßige Kundenbefragungen belegen: Mehr als die Hälfte der Befragten bewerten ihren Wasserversorger wie auch den Abwasserentsorger positiv oder sehr positiv. Die Qualität des Trinkwassers erzielt noch höhere Werte. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben dem Lebensmittel Nummer 1 gute bis sehr gute Noten.
Bei der Sicherstellung der Qualität spielen verschiedene Herausforderungen künftig eine stärkere Rolle. Die Branche muss adäquate Weichenstellungen vornehmen, damit auch in Zukunft die Qualität ihrer Leistungen gewährleistet werden kann.
Bereits heute ist absehbar, dass angesichts des Bevölkerungszuwachses in den Ballungsräumen zusätzliche Infrastruktur notwendig sein wird, in Gebieten mit sinkender Bevölkerungszahl die Anlagen hingegen technisch und infrastrukturell zurückgebaut werden müssen. Das macht kostenintensive technische Anpassungen erforderlich.
In vielen Regionen wird zukünftig der heutige negative Trend bei der Bevölkerungsentwicklung anhalten (Landflucht). In anderen Regionen nimmt die Bevölkerungszahl zum Teil erheblich zu (Urbanisierung).
Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer stärker spürbar. Anhaltende Hitzeperioden werden künftig regional und temporär die Nachfrage nach Wasser steigen lassen und damit das Leitungssystem an Spitzentagen zusätzlich belasten. Andererseits erfordern Starkregenfälle den Bau neuer Regenrückhaltebecken und die Einrichtung weiterer Versickerungsflächen.
Klimaforscher erwarten weiter steigende Temperaturen und eine Zunahme an Starkregenereignissen.
Die Alterung unserer Gesellschaft führt zu einem steigenden Medikamentenverbrauch. Dieser wird zunehmend im Wasserkreislauf spürbar. Wirkstoffe, die der menschliche Körper nicht vollständig aufnimmt, werden in immer größerer Menge ins Abwasser abgegeben. Wo bislang keine umweltverträglichen Arzneimittel angeboten werden, gelangen diese Stoffe in die Oberflächengewässer bzw. in das Grundwasser. Deren Entfernung erfordert eine aufwendige Technik mit hohen Investitions- und Betriebskosten.
Ältere Menschen verbrauchen mehr Medikamente als junge. In den nächsten 30 Jahren steigt der Medikamentenverbrauch um bis zu 70 Prozent.
Das Statistische Bundesamt hat die demografische Entwicklung in Deutschland berechnet und in der "13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland" dargestellt. Die Grafik zeigt, wie sich die Bevölkerungspyramide von 1950 bis 2060 vollständig verändert.
Die veränderten Rahmenbedingungen erfordern von den Wasserver- und Abwasserentsorgern neben den laufenden Aufwendungen für Instandhaltung und Modernisierung zusätzliche Ausgaben für neue Anlagen. Dafür werden die Unternehmen mehr Finanzmittel als in der Vergangenheit benötigen. Entweder erwirtschaften sie diese selbst oder sie müssen Kredite aufnehmen. Angesichts verschärfter Kreditbedingungen (Basel III) wird es für sie zukünftig schwieriger, neue Kredite aufzunehmen.
Derzeit wendet die Wasserwirtschaft rund 9 Milliarden Euro jährlich für Instandhaltung und Modernisierung auf. Vor dem Hintergrund der beschriebenen Herausforderungen sind zusätzliche Investitionen notwendig. So müssen beispielsweise in einigen Regionen der östlichen Bundesländer infolge des demografischen Wandels Trinkwasser- und Abwassernetze zurückgebaut werden. Dieser Trend wird sich vor allem in ländlichen Regionen fortsetzen.
Die Preise müssen die anfallenden Kosten der Unternehmen decken. Sofern dies nicht der Fall ist, müssen die Preise an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden. Darüber hinaus müssen ausreichend Rücklagen gebildet werden. Wenn dies nicht möglich ist, können die Unternehmen ihren hohen Standard auf Dauer nicht halten.
Bei Haus oder Wohnung gilt: Neben regelmäßigen Schönheitsreparaturen muss nach einer gewissen Zeit grundlegend renoviert und repariert werden, um die Substanz und Bewohnbarkeit des Gebäudes zu erhalten. Hierzu benötigt der Hausbesitzer ausreichende Finanzmittel entweder durch Rücklagen oder durch Kredite. Dies gilt nicht nur für Immobilien, sondern auch für jede Infrastruktur, also auch für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung.
Der Straßenbau zeigt, was passieren kann, wenn nicht ausreichend Vorsorge für den Substanzerhalt betrieben wird. Medienberichten zufolge ist jede zweite Brücke in Deutschland marode, der Investitionsstau liegt bei 156 Milliarden Euro. Hier wurden keine ausreichenden Rücklagen gebildet.
Die Erlössituation der Unternehmen muss an die steigenden Anforderungen angepasst werden, damit sie auch künftig in der Lage sind, nachhaltig zu wirtschaften und zu investieren. Nur über auskömmliche Preise, Rücklagen und hinreichende Sicherheiten für Kredite können sie die in den nächsten Jahren erforderlichen Investitionen tätigen.
Eine zukunftsorientierte Instandhaltung ist notwendig, damit auch angesichts der sich ändernden Rahmenbedingungen in Zukunft Trinkwasser in ausreichender Menge, in hervorragender Qualität und zu einem angemessenen Preis verfügbar ist. Hierzu bedarf es auskömmlicher Preise, der Möglichkeit Gewinnrücklagen zu bilden, der Kreditfähigkeit und ausreichender Investitionen.
Angesichts der Größe der Aufgabe sollten die Unternehmensleitungen und ihre Kontrollgremien – Aufsichtsräte und Anteilseigner – in einen Dialog für eine zukunftssichere Wasserversorgung und Abwasserentsorgung treten. Politiker in Stadt, Land und Bund sind ebenso wie die Öffentlichkeit aufgefordert, sich an dieser Diskussion zu beteiligen.
© wvgw mbH