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Trinkwasser gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln in Deutschland. Dafür sorgen die Wasserversorger und Abwasserentsorger. Gesetzliche Grundlage ist die Trinkwasserverordnung.
Trinkwasser muss rein und genusstauglich sein und darf weder Krankheitserreger noch andere Stoffe in Konzentrationen enthalten, die gesundheitsschädigend sein könnten. (Quelle: Trinkwasserverordnung)
Die moderne Analytik macht es möglich, Problemstoffe im Wasser frühzeitig und in kleinsten Konzentrationen zu erkennen. Das ist wichtig, um rechtzeitig Maßnahmen zur Vermeidung und Beseitigung ergreifen zu können. Je mehr problematische Stoffe gefunden werden, desto intensiver und aufwendiger muss das Wasser gereinigt werden.
Die Labore können Substanzen in unvorstellbar kleinen Konzentrationen messen. Sie sind in der Lage, selbst Nanogramm – also 1 Milliardstel Gramm – eines Stoffes zu erkennen. Es wäre also möglich, einen aufgelösten Zuckerwürfel im Bodensee nachzuweisen.
Die Natur und damit die Wasserressourcen zu schützen ist oberstes Ziel des in Deutschland geltenden Vorsorgeprinzips. Was nicht ins Wasser gelangt, muss auch nicht aufwendig wieder entfernt werden.
Dennoch gelangen manche Stoffe in kleinsten Konzentrationen in unser Wasser. Diese sogenannten Spurenstoffe stellen eine wachsende Herausforderung für unsere Gewässer und für die Unternehmen der deutschen Wasserwirtschaft dar.
Inhaltsstoffe von Produkten, wie zum Beispiel Kosmetika oder Medikamente, kommen über unser Abwasser in Kläranlagen. Dort können manche von ihnen nicht vollständig entfernt werden und gelangen schließlich in die Gewässer. Durch unser Verhalten können wir einige dieser Stoffe problemlos reduzieren.
Viele Kosmetika zum Beispiel enthalten Mikroplastik. Das sind Plastikteile, die kleiner als 5 Millimeter sind. Oft sind sie so klein, dass sie für uns nicht sichtbar sind. Mikroplastikteile kommen in vielen Kosmetikprodukten zum Einsatz, zum Beispiel in Peelings, Duschgel, Shampoos, Zahnpasta, Make-Up oder Lippenstiften. Beim Waschen und Duschen spülen wir sie ab. Von Kläranlagen können diese winzigen Teile nicht herausgefiltert werden und gelangen so in unsere Gewässer.
Mikroplastik entsteht aber auch zum Beispiel beim Zerfall von Plastiktüten oder PET-Flaschen, die ins Wasser gelangen und durch UV-Einstrahlung und mechanische Reibung zerkleinert werden. Aus einer Plastiktüte von 30-40 cm Größe können so bis zu 120.000 Mikroplastikteilchen werden. Hier spricht man von sekundärem Mikroplastik.
Mikroplastik findet also verschiedene Wege in unsere Umwelt. Es ist nicht biologisch abbaubar. Vielmehr wird es von Tieren und Pflanzen aufgenommen und gefährdet unsere Ökoysteme.
Für Verbraucher ist es nicht einfach zu erkennen, ob in Pflegeprodukten und Kosmetik Kunststoffpartikel stecken. Kunststoff in Kosmetik muss zwar auf der Verpackung angegeben werden, verbirgt sich aber meist hinter komplizierten Fachbegriffen. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Seite von Greenpeace, zum Beispiel eine Negativliste.
Es gibt auch hilfreiches Apps, wie zum Beispiel die App Codecheck. Sie informiert über alle bedenklichen Inhaltsstoffe eines Produktes. Die App Beat the Microbead erkennt ebenfalls durch das Scannen des Barcodes, ob Mikroplastik in einem Produkt enthalten ist oder nicht.
Produkte mit Mikroplastik meiden. Dabei helfen die Apps.
Einwegtüten aus Plastik ersetzen gegen Stoffbeutel, Papiertüten oder Körbe.
Thermobecher für den Kaffee „to go“ verwenden.
Müll trennen. Durch die Wertstofftrennung kann Plastik wiederverwendet werden.
Keine PET-Flaschen verwenden. Trinkwasser aus der Leitung ist eine hervorragende Alternative.
Auch viele Wirkstoffe aus Medikamenten gelangen ins Abwasser. Denn Wirkstoffe in Salben werden beim Duschen zum Teil vom Körper gespült. Die Wirkstoffe eingenommener Medikamente werden nicht vollständig vom Körper verwertet, Reste gelangen über die Toilette in den Wasserkreislauf. Auch hier ist ein maßvoller Umgang ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung der Einträge unerwünschter Stoffe.
Atmungsaktive und wasserabweisende Textilien werden im Outdoorbereich vielfach verwendet. Für ihre Herstellung kommen per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) zum Einsatz, die unsere Umwelt belasten. Durch die synthetisch hergestellten, langlebigen organischen Chemikalien erhalten die Textilien ihre wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften. Bei den PFC handelt es sich um Chemikalien, die biologisch und chemisch nicht abbaubar sind. Sie gelangen u.a. bei der Herstellung von Produkten in die Umwelt. PFC kann auch durch Ausdünstungen in die Luft und mit dem Niederschlag in den Boden und die Gewässer gelangen. Auch beim Reinigen der Textilien in der Waschmaschine werden sie gelöst und ins Abwasser gespült.
Outdorrkleidung ist komfortabel, für die Nutzung im Alltag aber nicht unbedingt erforderlich. Für einen herbstlichen Spaziergang bei normalem Regenwetter müssen wir uns keine Gore-Tex®- oder Texapore®- Ausrüstung zulegen. Bereits vorhandene Outdoorkleidung sollte man möglichst lange nutzen. Beim Neukauf lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Immer mehr Hersteller arbeiten daran, ihre Produktion umzustellen und die Outdoorbekleidung PFC-frei mit alternativen Membranen herzustellen. Weiterführende Informationen erhalten Sie beim BUND und auf der Seite von Greenpeace.
Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) werden in vielen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel auch für Pestizide oder Lebensmittelverpackungen. Sie verleihen Produkten wie beispielsweise dem Pizzakarton fett- und wasserabweisende Eigenschaften. Weitere Informationen finden Sie beim Umweltbundesamt, beim Bayerischen Landesamt für Umwelt und auf der Seite von Greenpeace.
Auch Pflanzenschutzmittel und Dünger belasten die Wasserressourcen. Bei ihrer übermäßigen Nutzung gelangen sie über den Boden ins Grundwasser und können so Folgen für Menschen, Tiere und Umwelt haben. Wenn wir diese Produkte im Garten meiden oder zumindest reduziert nutzen, leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz.
Dies gilt auch für Produkte der großindustriellen Landwirtschaft. Die moderne Massentierhaltung zum Beispiel braucht viel Futter, bei dessen Anbau Pflanzenschutzmittel und Dünger in den Boden und damit möglicherweise auch ins Grundwasser gelangen. In zahlreichen Gebieten Deutschlands sind die Böden schon jetzt durch Überdüngung belastet und das Grundwasser gefährdet.
Deshalb ist es für unsere Wasserressourcen gut, wenn wir beim Fleischkonsum auf Produkte der großindustriellen Agrarwirtschaft verzichten und stattdessen auf gute Qualität und Bioprodukte setzen. Die Produktion von kostengünstigem Fleisch aus der Massentierhaltung geht auf Kosten der Umwelt und führt langfristig zu höheren Kosten bei der Aufbereitung des Wassers.
Um einen optimalen Trinkwasserschutz gewährleisten zu können, setzen sich die Unternehmen der deutschen Wasserwirtschaft mit Nachdruck dafür ein, dass auch geringste Mengen problematischer Stoffe an der Quelle zurückgehalten, umweltschädigende Produkte verändert oder Stoffe verboten werden.
Treten im geförderten Rohwasser Stoffspuren in nennenswerter Konzentration auf, gibt es heute zahlreiche Aufbereitungsverfahren, mit denen diese entfernt werden können. Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass das Entfernen unerwünschter Stoffe aufwändig und teuer ist und das Verhindern eines Eintrags – also Prävention – immer der bessere Weg ist.
Das Vorsorgeprinzip hat deshalb auch in Zukunft höchste Priorität. Was nicht in die Gewässer gelangt, muss auch nicht aufwändig entfernt werden. Dies gilt für Industrie- und Gewerbebetriebe, Landwirte, aber letztendlich für uns alle.
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